Ein Schaf trifft abseits der Herde auf einen Wolf. Um nicht gefressen zu werden, erdenkt es eine List. Es bittet den Wolf, begleitet von dessen Flötenspiel noch ein letztes Mal tanzen zu dürfen…
Entlang der Fabel „Der Wolf und das Kitz als Musikanten“, die dem antiken Dichter und Sklaven Aesop zugeschrieben wird, entwirft das Theaterstück Figurationen von Widerstand. Dabei werden insbesondere solche Szenarien von Herrschaft adressiert, in denen für die Unterlegenen kein Rekurs auf offizielle Institutionen oder legitime Formen politischer Macht aussichtsreich erscheint. Figuren der Nicht-Partizipation und des Entzugs treten auf den Plan, wobei der simple Plot der Fabel in wechselnde Genres verkleidet immer wieder neu zur Aufführung gebracht wird: Strategien der Camouflage, Praktiken der Freundschaft, Prophetien radikalen Wandels, ästhetizistische Kompensationen, apokalyptische Phantasien und mystische Verwandlungen. Die titelgebende Methode des ‘Klitterns’ – das zumutungsvolle Verdrehen und Verbinden von disparaten Materialien gemäß einer den Tatbestand des groben Unfugs zu erfüllen scheinenden Agenda – ist durch das autorschaftliche Alter Ego G. Boyd Kuhlmann personifiziert, das auf den Liebesdichter Quirinus Kuhlmann aus dem 17. Jahrhundert sowie auf den B-Movie Pionier des erotischen Thrillers der 1990er Jahre Gregory Dark Bezug nimmt.
BRUCH ist ein kollaborativer Rahmen für künstlerische Forschung und Produktion. In internationalen Kollaborationen und in wechselnden institutionellen und freien Kontexten entstehen räumliche Kompositionen und performative Übersetzungen historischer Materialkonstellationen, oft ausgehend von archivarischen Recherchen. Mit »KLITTERN (aesopica)« zeigt Bruch die erste Arbeit in Berlin. Das Stück wurde an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt und gewann 2022 den Jurypreis des Körber Studio Junge Regie.
H I N W E I S :
Teil der Vorstellung sind flackernde Lichter (Stroboskopeffekte).